Mozart & Salieri

20.05.2018, 15:00, Theater Eichenkranz, Wörlitz

 

Presse

„Gartenreichfreunde in Wörlitz Sonne, Mozart und Salieri

Wörlitz - „Es ist leichter, ein Atom zu spalten als ein Vorurteil.“ Albert Einstein fand das und wie richtig er mit dieser Annahme lag, zeigt das Beispiel von Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Salieri: Bis heute hält sich hartnäckig das Vorurteil, die beiden hätten ganz fürchterlich miteinander über Kreuz gelegen. Auch das Gerücht, Salieri habe Mozart ermordet, mag sich hie und da halten, obschon der Verdacht widerlegt worden ist.

In Wörlitz sollte nun an diesem sonnigen Pfingstsonntag beim zweiten Konzert des ersten „Eichenkranz Musikfestes“ mit diesen Mythen aufgeräumt und der Fokus auf das kollegiale Verhältnis der Komponisten gelegt werden. Eine Lanze für Salieri brachen: Nina-Maria Fischer (Mezzosopran, Komische Oper Berlin), Yvonne Prentki (Sopran, Musiktheater Hof), Ricardo Marinello (Tenor, Liedfestival am Zürichsee) und Tohru Iguchi (Bariton, Teatre Principal de Palma). Gemeinsam mit dem Pianisten Konstanin Lukinov vom Konzerthaus Berlin und dem Direktor des Festivals „Música Mallorca“, Wolf D. Bruemmel, präsentierten sie das Programm „Mozart und Salieri“, das eine Produktion des mallorquinischen Festivals ist und nun erstmals in Deutschland zu erleben war.

Geboten wurde eine schöne Auswahl bekannter Arien, Duette und Quartette beider Komponisten sowie die Kantate „Per la ricuperata salute di Ofelia“, die Mozart und Salieri zusammen mit einem gewissen Cornetti komponiert haben. Sie gilt als ein Beweis dafür, dass Mozart und Salieri sich kollegial verbunden fühlten, wenngleich die Anfänge nicht einfach gewesen sein mögen. Schließlich war, als der jüngere Mozart versuchte, als Komponist zu reüssieren, Salieri schon bekannt.

Oder um es mit Bruemmel zu sagen, der darum bemüht war, zwischen den Liedern „die wahre Geschichte“ zu erzählen: „Ein bisschen war es wie in dem Märchen vom Hasen und Igel - wenn Mozart irgendwohin kam, war Salieri schon da.“

Andererseits sei dieser doch eifersüchtig etwa über den Erfolg von Mozarts Oper „Entführung aus dem Serail“ gewesen, weil Bruemmel zufolge Salieris „Rauchfangkehrer“ nicht so erfolgreich war. Aus diesem 1781 komponierten musikalischen Lustspiel überreichte Prentki (begleitet von Marinello) mit „Se piu felice“ ein inszeniertes Vorsingen, das vom Publikum mit viel Beifall goutiert wurde. Überhaupt schienen die Besucher hingerissen von den Künstlern, die mit großen Stimmen und schöner Ausdruckskraft gesegnet sind.

Mit dem Japaner Iguchi gab es zudem ein Wiedersehen und -hören mit einem Künstler aus dem Eröffnungskonzert des „Eichenkranz Musikfestes“ Ende April. Iguchi ist es auch, der in einem Magazin zum spanischen Musikfest unter der Überschrift „Der maskierte Geniekomponist“ schreibt, Salieri sei wohl „der berühmteste Komponist, dessen Musik am wenigsten bekannt ist“.

Mit dem jüngsten Konzert mag sich das hier ja ein wenig geändert haben. Unbedingt hervorzuheben insoweit ist übrigens Pianist Lukinov, der von allen am meisten zu tun hatte, aber in der Rolle des Begleiters charmant und mit Freude aufzugehen schien. Voller Freude nahm um kurz nach 17 Uhr das Ensemble den Schlussapplaus entgegen und belohnte die Zuhörer (Marinello: „Wir sind angenehm überrascht, aber nicht unvorbereitet“) mit einer bereits auf dem Programmzettel angekündigten Zugabe.

Präsentiert wird das „Eichenkranz Musikfest“ von der Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. Kooperationspartner zum Auftakt war mit den ersten beiden Produktionen das Festival „Música Mallorca“. Bis September finden weitere Konzerte im „Eichenkranz“ statt.“

(Mitteldeutsche Zeitung, 22.05.18)

01.04.2018, 17:00, Kloster Seeon, Seeon

 

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"Musikalische Hochkultur beim Konzert "Mozart und Salieri"der Mozartwoche im Kloster Seeon

Salieris Rehabilitation

"Mozart, vergib deinem Mörder", beginnt Peter Shaffers Theaterstück, auf dem Milos Formans Filmdrama "Amadeus«"basiert: Antonio Salieri, Mozarts großer und glücklicherer Konkurrent, gesteht zu Anfang des Films einen Mord aus niedrigstem Beweggrund: Neid. Mozart äußerte nur wenige Wochen vor seinem Tod: "Gewiss, man hat mir Gift gegeben!"

Aus heutiger Sicht der Medizin ist längst klar, dass Mozart nicht ermordet wurde, sondern er in Folge einer bereits in seiner Kindheit entstandenen chronischen Erkrankung so früh hatte sterben müssen. Sein rätselhafter Tod gab damals aber Grund zu wüsten Spekulationen. Eines der "Märchen" um seine Todesursache wurde eben verfilmt: Ein "barocker Kriminalroman", der im übrigen genauso alt ist, wie die Mozartbiografie selbst, und der den erwiesenermaßen unschuldigen Salieri einmal mehr zu Unrecht des Mordes überführt.

Sich gegenseitig respektierende Kollegen

Den Festivalintendanten des "Festival Musica Mallorca", Wolf Bruemmel, inspirierte dieses Thema zu dem Konzertprogramm "Mozart und Salieri". Es sei ihm ein großes Anliegen, betonte Bruemmels bei einer einführenden Rede im Kloster Seeon, die beiden als das zu entlarven, was sie wirklich für einander waren: Sich gegenseitig respektierende Kollegen, die ihre Leben der Musik widmeten – und keine Kontrahenten.

Die ausgewählten Werke der beiden Komponisten passten bestens in den Rahmen der Mozartwoche des Kultur- und Bildungszentrums Kloster Seeon. Im annähernd ausverkauften Festsaal räumten zwei großartige Gesangssolisten – Rahel Indermaur (Sopran) und Tohru Iguchi (Bariton) – die letzten Zweifel bezüglich Salieris böser Machenschaften aus.

Wie ein Ariendialog folgten die Werke der beiden sich gegenseitig inspirierenden und beflügelnden Komponisten wie ein Frage-Antwort-Spiel. Begleitet von dem hoch virtuosen Pianisten Konstantin Lukinov – und nicht zuletzt durch die ausgereifte Gesangskultur der konzertierenden Solisten – bekamen die Zuhörer einen winzigen Ausschnitt von Mozarts und Salieris überdurchschnittlicher musikalischer Hochkultur zu hören.

Schon das erste Werk im Programm war Ausdruck von Mozarts Bewunderung für seinen sechs Jahre älteren italienischen Komponistenkollegen: sechs Variationen über "Mio caro Adone". Eine Arie aus einer Salieri-Oper inspirierte den erst 17-jährigen Mozart zur Komposition dieses Solo-Klavierwerks.

Im Folgenden wechselten sowohl die Werke der Komponisten als auch die Einsätze der Gesangssolisten. Rahel Indermaur überzeugte insbesondere in Arien mit ruhigeren und leiseren Passagen mit größter Intonationssicherheit und sensibler Ausgestaltung, mit der sie in fast intimer Weise die Gesangsthemen transportierte. So bekam sie kräftigen Applaus für "D'Oreste d'Ajace" aus "Idomeneo, Re di Creta" (Mozart) oder "Dove sono i bei momenti" aus "Le nozze di Figaro".

Mit warmem Timbre und stimmlicher Brillanz

Mit warmem Timbre und stimmlicher Brillanz in seinem kräftigen Bariton begeisterte auch Tohru Iguchi in "Venga, venga pure il cavaliere" aus "Falstaff" (Salieri) oder "Idol vano d'un popol codardo" aus "Axur re d'Ormus" (Salieri). Beide zusammen – Rahel Indermaur und Tohru Iguchi im Duett – klangen in "Il core vi dono" aus "Cosi fan tutte" (Mozart) oder "Ne Io stato conjugale" aus "La grotta di Trofonio«"(Salieri) wie Samt und Seide.

Alles in allem könnte dieses Konzert dazu inspirieren, die gesamte Geschichte von Mozart und Salieri noch einmal ganz neu zu erzählen, zu verfilmen oder aufzuschreiben, um damit den immer noch geschädigten Ruf des grandiosen Komponisten Antonio Salieri endgültig zu rehabilitieren. In Mozarts Sinn wäre es ganz gewiss, hatte doch Salieri letztlich prägenden Einfluss, wenn ihm auch das Glück deutlich weniger hold war. Der kräftige und lang anhaltende Applaus jedenfalls galt beiden – und den drei Musikern, die es verstanden hatten, diesen unvergesslichen Werken zu neuem Glanz zu verhelfen. Kirsten Benekam"

(suedost-news.de, 05.04.18)

23.03.2018, 19:30, KunstKlangKirche, Zürich